GE-RM
ISEL – DRAU
Gewässerentwicklung und Risikomanagement für einen lebenswerten Flussraum
Das im GE-RM untersuchte Projektgebiet umfasst die Isel zwischen der Mündung in die Drau und der Iselschlucht bei Bobojach, sowie die Drau zwischen der Landesgrenze zu Kärnten und der Iselmündung.
Die Isel wurde 2015 als Natura 2000-Gebiet nominiert. Da noch kein Managementplan für das Gebiet vorliegt, wurden bei den GE-RM Bestandsaufnahmen die Vegetation und die Tiergruppen Amphibien und Vögel in einer Qualität erhoben, dass sie später auch als Grundlage für einen Natura 2000-Managementplan dienen können.
GE-RM
ISEL – DRAU
Gewässerentwicklung und Risikomanagement für einen lebenswerten Flussraum
Das im GE-RM untersuchte Projektgebiet umfasst die Isel zwischen der Mündung in die Drau und der Iselschlucht bei Bobojach, sowie die Drau zwischen der Landesgrenze zu Kärnten und der Iselmündung.
Die Isel wurde 2015 als Natura 2000-Gebiet nominiert. Da noch kein Managementplan für das Gebiet vorliegt, wurden bei den GE-RM Bestandsaufnahmen die Vegetation und die Tiergruppen Amphibien und Vögel in einer Qualität erhoben, dass sie später auch als Grundlage für einen Natura 2000-Managementplan dienen können.
Überblick Hochwasserrisiko und gewässerökologischer Zustand
Im Anschluss an die Vorstudie werden die Bestandsaufnahmen dazu genutzt, Wissenslücken, die bezüglich Hochwasserrisiko und Gewässerökologie bestehen, zu schließen. Das Ziel ist es, sektorale Defizite zu identifizieren, um darauf aufbauend – nach einem Abgleich mit den bestehenden Zielsetzungen – ein Maßnahmenkonzept zu erstellen. Die Grafik liefert eine Zusammenfassung der Defizite an Isel und Drau:

Defizite und Chancen
Defizite Drau
Hochwasserrisiken
Bei einem 30- bzw. 100-jährlichen Hochwasserereignis sind im Drauabschnitt zwischen der Isel-Mündung und der Landesgrenze zu Kärnten 50 Objekte mit höherwertiger Nutzung betroffen. Alle Gemeinden sind berührt. Der Abschnitt von der Isel-Mündung bis zur Mündung Debantbach ist im Nationalen Hochwasserrisikomanagementplan als „Gebiet mit potenziell signifikantem Hochwasserrisiko“ ausgewiesen.
Zustand der Wasserschutzbauten
Die Schutzbauwerke insbesondere Dammbauwerke weisen teilweise einen mangelhaften bis schlechten Erhaltungszustand auf.


Gewässerentwicklung
Der ökologische Zustand gemäß Nationalem Gewässerbewirtschaftungsplan 2021 ist unbefriedigend.
Gründe:
- Große (hydro-)morphologische Defizite im gesamten Untersuchungsgebiet durch Regulierung und Uferverbauung
- Zwei nicht passierbare Zubringermündungen
- Die Befischung 2019 ergab einen schlechten Zustand
Zur Abbildung: Die Draukarte von 1820 zeigt die Drau als breiten, verzweigten Fluss mit mehreren Seitenarmen und großen Schotterbänken, die beinahe den gesamten Talboden einnehmen. Die Regulierung der Drau erfolgte im Zuge des Eisenbahnbaues 1870.
Chancen Vogelwelt
Die durchgeführten Datenrecherchen und Felderhebungen zur Vogelwelt zeigen, dass an Isel und Drau mehr als 90 Vogelarten vorkommen. Besondere Bedeutung kommt den „Zeigerarten“ für Gebirgsflüsse, Flussuferläufer (siehe Abbildung) und Flussregenpfeifer, zu. 2019 wurden 32 (!) Reviere des Flussuferläufers und 1 Revier des Flussregenpfeifers festgestellt, Tendenz steigend. Diese positive Entwicklung soll durch die Schaffung weiterer Lebensräume unterstützt werden.

Defizite Isel
Hochwasserrisiken
Entlang der Isel sind bei einem 30- bis 100-jährlichen Hochwasser an der vorderen Isel das Stadtgebiet von Lienz, der Lienzer Pfister, 2 Einzelobjekte in Oberlienz und das Siedlungsgebiet in St. Johann (Weirer) betroffen.
Der Abschnitt von der Mündung der Isel bis zur Schlossbrücke ist als „Gebiet mit potenziellem signifikanten Hochwasserrisiko“ ausgewiesen. An der Mittleren Isel sind das Siedlungsbgebiet rechtsufrig in St. Johann, das Gewerbegebiet und Sportzentrum Matrei sowie das Siedlungs- und Gewerbegebiet in Kaltenhaus und Proßegg betroffen. An der hinteren Isel sind das Siedlingsgebiet Auerfeld, das Schwimmbad Matrei und ein Einzelobjekt in Ganz (alle Matrei i.O.) bei einem Hochwasser gefährdet.

Zustand der Schutzbauten
In Lienz, Ainet und St. Johann, in Matrei i.O. sowie an der Schwarzachmündung und Virgen/Gries befinden sich Dämme und Längsbauwerke in einem mangelhaften oder schlechten Erhaltungszustand.

Gewässerentwicklung
Die Bewertung wird in die Bereiche Vordere, Mittlere und Hintere Isel unterteilt.
Der ökologische Zustand an der vorderen Isel wird als „mäßig bis schlecht“, an der mittleren als „mäßig“ eingestuft. Im gesamten Abschnitt bestehen morphologische Defizite. Zahlreiche Querbauwerke und Zubringermündungen sind nicht passierbar und unterbrechen die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen. Die Befischung 2019 ergab an der Vorderen Isel einen unbefriedigenden bzw. schlechten Zustand. An der mittleren Isel ergeben sich schlechte bzw. mäßige Zustände in St. Johann und Matrei i.o.
An der hinteren Isel wird der ökologische Zustand als „mäßig“ eingestuft. Ausnahme: Die Iselschlucht, die sich in gutem Zustand befindet. Große morphologische Defizite bestehen in Matrei und lokal in Virgen. Ein Querbauwerk und zwei Zubrungermündungen sind nicht passierbar. Die Befischung 2019 ergab einen mäßigen Zustand in Matrei sowie einen guten Zustand am Tauernbach.
Chancen Amphibienwelt
Bei den Amphibienerhebungen 2019 konnten 5 der 8 in Osttirol heimischen Amphibienarten erfasst werden:
Erdkröte, Grasfrosch, Feuersalamander, Gelbbauchunke und Bergmolch. Für 3 weitere Arten (Alpensalamander, Kammmolch, Teichmolch) sind Vorkommen möglich.
Hotspots sind die „Glanzer Auen“ am rechten Iselufer bei Oberlienz und die Brühl in Matrei i.O., besonders individuenreiche Populationen von Grasfrosch und Bergmolch wurden im Virgental festgestellt.

Maßnahmen

Überblick Maßnahmen Drau – Isel

39 Maßnahmen zur Reduktion des Hochwasserrisikos
Maßnahmen zur Reduktion und zur Vermeidung von Hochwasserrisiken können sehr unterschiedlich sein. Am effektivsten sind Maßnahmenkombinationen aus baulichen und nicht-baulichen Maßnahmen. im GE-RM Drau-Isel wurden insgesamt 39 Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser definiert. Diese reichen von der Erhaltung bestehender Retentionsräume über die Sanierung bestehender Anlagen bis hin zum Objektschutz. Im Planungsprozess wurden diese Maßnahmen mit gewässerökologischen Zielsetzungen abgestimmt, um Synergien zu nutzen.

11 Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit
Fische wandern von Natur aus. Das ermöglicht es ihnen, verschiedene Lebensräume zu nutzen. Für die Fortpflanzung sind beispielsweise andere Faktoren von Bedeutung als für Aufwuchs oder Ernährung. Deswegen wandern Fische innerhalb der Flusssysteme, um die optimalen Bedingungen für die jeweiligen Bedürfnisse zu finden. Heute beeinträchtigen zahlreiche künstliche Hindernisse dies. Um den Fischen und Organismen wieder einen freien Weg flussaufwärts zu ermöglichen wurden 11 Maßnahmen definiert.

53 Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässermorphologie
Zur Gewinnung von Flächen, die für Siedlungen und Landwirtschaft genutzt werden können, wurden viele unserer Flüsse begradigt und reguliert. Dadurch ist die flusstypische Morphologie des Flusses eingeschränkt. In der Regel fehlen dadurch aber wichtige Lebensräume im Wasser und an Land. Beispielweise sind Schotterbänke und -inseln ganz entscheidend für sogenannte Substratlaicher (also Fische, die beim Laichen auf Substrat angewiesen sind) oder auch Vögel, die an diesen Orten brüten. 53 der definierten Maßnahmen fokussieren auf die Verbesserung der Gewässermorphologie, wobei diese Maßnahmen auch teilweise die Ziele des Hochwasserrisikomanagements unterstützen.

5 Maßnahmen zur Verbesserung des Feststoffhaushaltes
Ein funktionierender Feststoffhaushalt ist sowohl aus Sicht des Hochwasserrisikomanagements als auch aus Sicht der Gewässerökologie von entscheidender Bedeutung. Entstehen beispielsweise an Engstellen in Siedlungsräumen Ansammlungen von Geschiebe kann es dort zum Wasseraustritt kommen. Wird jedoch beispielsweise durch Baggerungen in dieses System eingegriffen, wird das sensible Ökosystem und die Wasserlebewesen gestört. Aus diesem Grund wurden im GE-RM 5 Maßnahmen zur Herstellung eines ausgeglichenen Geschiebehaushalts definiert.
Beispiel Maßnahmenkonzept: Matrei in Osttirol
Der Kartenausschnitt zeigt das Maßnahmenkonzept für den Gewässerbereich um Matrei in Osttirol. Zur Reduktion des Hochwasserrisikos und gewässerökologischer Defizite sieht das Konzept unterschiedlichste Maßnahmen vor, die sich teilweise gegenseitig ergänzen.
Zusätzliche Hochwasserschutznahmen sind vor allem als abgerückte Dämme und Objektschutzmaßnahmen, als Nutzung von Retentionsräumen und die Sanierung bestehender Anlagen geplant. Gewässerökologisch stehen vor allem Restrukturierung, die Verbesserung der Durchgängigkeit im Gewässer und zu den Zubringern sowie die Wiederannäherung an den ursprünglichen gewässer-morphologischen Zustand im Fokus.

Details zu den Maßnahmen-Nummern finden sich im Kurzbericht zum GE-RM:
Fotonachweise:
Headerbild: BBA Lienz
Hochwasser Drau: EZB
Flussuferläufer: Ragger
Hochwasser Isel: REVITAL Senfter
Amphibienwelt: H. Angerer
Maßnahmen: BBA Lienz