GE-RM Lafnitz
Die Lafnitz: Ein Fluss, der Rätsel aufgibt
Das im GE-RM untersuchte Projektgebiet umfasst den gesamten Verlauf der Lafnitz vom Rückhaltebecken Waldbach in der Wechsel-Region bis zur österreichischen Staatsgrenze zu Ungarn. Eine Besonderheit der Lafnitz ist, dass sie auf weiten Teilen ihrer Fließstrecke die Landesgrenze zwischen der Steiermark und dem Burgenland bildet. Deshalb ist und war die enge Zusammenarbeit der beiden Bundesländer bei der laufenden Betreuung des Gewässers und hier im konkreten Fall bei der Erstellung des GE-RM Lafnitz umso wichtiger. In einigen Abschnitten ihres Mittellaufs befindet sich die Lafnitz nach wie vor in einem sehr naturnahen Zustand. In diesen Segmenten bildet die Lafnitz die typischen Mäanderbögen, die sich durch die Landschaft schlängeln und sich ständig verändern. Dennoch ist ihr ökologischer Zustand, insbesondere aufgrund der fehlenden Fischbiomasse, schlechter, als es auf den ersten Blick scheint. Die Erklärungsansätze dafür sind vielfältig (Fischräuber, Sedimenteintrag, etc.), können aber im Zuge der GE-RM Ausarbeitung nicht eindeutig zugewiesen werden.
GE-RM Lafnitz
Die Lafnitz: Ein Fluss, der Rätsel aufgibt
Das im GE-RM untersuchte Projektgebiet umfasst den gesamten Verlauf der Lafnitz vom Rückhaltebecken Waldbach in der Wechsel-Region bis zur österreichischen Staatsgrenze zu Ungarn. Eine Besonderheit der Lafnitz ist, dass sie auf weiten Teilen ihrer Fließstrecke die Landesgrenze zwischen der Steiermark und dem Burgenland bildet. Deshalb ist und war die enge Zusammenarbeit der beiden Bundesländer bei der laufenden Betreuung des Gewässers und hier im konkreten Fall bei der Erstellung des GE-RM Lafnitz umso wichtiger. In einigen Abschnitten ihres Mittellaufs befindet sich die Lafnitz nach wie vor in einem sehr naturnahen Zustand. In diesen Segmenten bildet die Lafnitz die typischen Mäanderbögen, die sich durch die Landschaft schlängeln und sich ständig verändern. Dennoch ist ihr ökologischer Zustand, insbesondere aufgrund der fehlenden Fischbiomasse, schlechter, als es auf den ersten Blick scheint. Die Erklärungsansätze dafür sind vielfältig (Fischräuber, Sedimenteintrag, etc.), können aber im Zuge der GE-RM Ausarbeitung nicht eindeutig zugewiesen werden.
Überblick Hochwasserrisiko und gewässerökologischer Zustand
Im Anschluss an die Vorstudie wurden die Bestandsaufnahmen dazu genutzt, das Hochwasserrisiko und den gewässerökologischen Zustand besser einzuschätzen und sektorale Defizite zu identifizieren. Nach einem Abgleich mit den bestehenden Zielsetzungen wurde darauf aufbauend ein Maßnahmenkonzept erstellt. Die Grafik zeigt eine Zusammenfassung der Defizite an der Lafnitz. In fast allen Abschnitten befindet sich die Lafnitz in einem gewässerökologisch unbefriedigenden bzw. schlechten Zustand. Diese Klassifizierung ist vor allem auf die fehlende Fischbiomasse zurückzuführen. Bezogen auf die Gefährdung durch Hochwasser sind viele der Siedlungsgebiete durch Hochwasserschutzanalagen vor Hochwasser mit mittlerer Wahrscheinlichkeit (HQ100) geschützt beziehungsweise sind die Planungen solcher Anlagen weit fortgeschritten. Im Falle eines größeren Ereignisses würden dennoch Schäden in diesen Bereichen auftreten.

Detailberichte zum Download
Alle Details zu den Bestandsaufnahmen können in den detaillierten Berichten nachgelesen werden. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahmen sind in drei Berichten zu folgenden Themen zusammengefasst: Hochwasserrisikomanagement, Gewässerentwicklung und Planungsrahmenbedingungen.
Abschnitt Rückhaltebecken Waldbach bis Rohrbach
Defizite
Durchgängigkeit der Lafnitz
In diesem Abschnitt befinden sich verschiedene Querbauwerke, die sowohl für die Ökologie als auch für den Hochwasserschutz problematisch sind. Durch die Querbauwerke können Fische und andere Organismen nicht flussaufwärts wandern. Gleichzeitig kann Geschiebe nicht flussabwärts transportiert werden. Im Rahmen von Instandhaltungsmaßnahmen werden an diesen Querelementen immer wieder Baggerungen zur Entnahme von Geschiebe durchgeführt. Das beeinträchtigt nicht nur den natürlichen Geschiebehaushalt der Lafnitz, sondern stellt zudem einen immer wiederkehrenden Eingriff in den aquatischen Lebensraum dar.


Feinsedimenteintrag in die Lafnitz
Ein weiteres Defizit, das die gesamte Lafnitz betrifft, ist der Eintrag von Feinsedimenten aus dem Flussumland. Der Eintrag von Feinsedimenten hat an der Lafnitz durch die Ausweitung der Ackerflächen, eine Abnahme der Wiesen und Weideflächen und eine allgemeine Veränderung der Bewirtschaftung in den letzten Jahren zugenommen. Insbesondere offene landwirtschaftliche Flächen, wie auf dem Foto zu sehen, sorgen für einen hohen Sedimenteintrag. Im Gewässer führen diese Feinsedimente zur sogenannten Kolmation: Schotterinseln oder Ufer versanden und verschlammen, wodurch wichtige Lebensräume verloren gehen.
Geringe Lebensraumvielfalt
Die Lafnitz ist in diesem Bereich fast durchgehend mit schweren Ufersteinen gesichert und reguliert. Dadurch ist die Dynamik des Flusses weitestgehend unterbunden. Wichtige Schlüsselhabitate für Fische wie beispielsweise Furt-Kolk Sequenzen, Totholzstrukturen oder Bereiche mit flachen Ufern sind kaum vorhanden. Die mangelhafte Gewässerstruktur und das Fehlen wichtiger Lebensräume spiegeln sich auch in geringen Fischbeständen wider.
Chancen
Kostengünstige Maßnahmen zur Verbesserung
Auch wenn der gewässerökologische Zustand in diesem Abschnitt unzureichend ist, können schon kostengünstige Maßnahmen schnelle Verbesserungen herbeiführen. Denn das Bett der Lafnitz ist hier in vielen Bereichen breit genug, um Strukturierungsmaßnahmen innerhalb des derzeitigen Flussbettes umzusetzen, ohne zusätzliche Flächen zu beanspruchen. Von solchen Maßnahmen würde zum Beispiel die immer kleiner werdende Population der Lafnitz-Äsche profitieren.
Eine Möglichkeit, wichtige Schlüsselhabitate zu schaffen, ist der Einbau von Buhnen und Totholz in das Gewässer. Mit diesem ersten Schritt können mit nur einer Maßnahme unterschiedliche Habitate geschaffen werden. Das Beispielfoto zeigt diese Strukturen am Beispiel einer Buhne am Michelbach in Niederösterreich. Um die Buhne bildet sich ein tiefer Bereich – ein sogenannter Kolk, der von Fischen als Zufluchtsort (beispielsweise vor Fressfeinden oder hohen Wassertemperaturen) genutzt werden kann. In ufernahen Bereichen entstehen hingegen seichte Bereiche und Schotterufer.

Abschnitt Rohrbach bis Mündung der Feistritz in Rudersdorf
Defizite
Hochwasserrisiko
Aufgrund der flacher werdenden Landschaft ufert die Lafnitz hier bei Hochwasser schon früh aus. Die Flächen, die bei Hochwasser betroffen sind, sind daher relativ groß. Obwohl viele Siedlungsgebiete bereits durch technische Hochwasserschutzanlagen geschützt sind, ist das Schadenspotenzial in Neudau und Rudersdorf dennoch hoch. Für beide Bereiche sind jedoch bereits technische Maßnahmen zum Hochwasserschutz geplant. Die Hochwasserschutzmaßnahme in Neudau wird in enger Abstimmung mit einer IRIS-Pilotmaßnahme in den nächsten Jahren umgesetzt. In Rudersdorf laufen Verhandlungen mit den Grundeigentümern, um die Errichtung eines Rückhaltebeckens zu ermöglichen.
In den Ortschaften Burgau, Lafnitz und Rohbach a.d. Lafnitz besteht trotz technischer Schutzanlagen ein Restrisiko im Falle eines schweren Hochwassers, denn die Schutzanlagen sind nur auf Hochwasserereignisse einer bestimmten Größenordnung ausgelegt. Wird diese Größenordnung überschritten, sind auch hier Schäden in den Ortschaften zu erwarten.

Fischbestand
Obwohl die Lafnitz in diesem Abschnitt viele naturnahe Bereiche aufweist, ist der Fischbestand viel zu gering. Das liegt insbesondere an der mangelnden Durchgängigkeit. Viele Querbauwerke sind für Fische und andere Organismen nicht passierbar und ein Großteil der Fischaufstiegshilfen entspricht derzeit nicht den aktuellen Anforderungen der unterschiedlichen Fischarten. Wehranlagen und andere Querbauwerke stellen eine klare Zäsur für die Fischfauna dar und sind der Hauptgrund für das Verschwinden vieler Arten oberhalb der Anlagen. Der bereits erwähnte Feinsedimenteintrag verschlechtert die Lebensbedingungen für Fische und andere Organismen zusätzlich.
Chancen
Naturnahe und natürliche Abschnitte
Die Flussmorphologie in diesem Abschnitt ist zum Großteil als naturnah bis weitgehend natürlich einzustufen. Insgesamt befinden sich fast ¾ der Strecke in diesem Zustand. Eine Besonderheit sind hier die Mäander-Bögen mit ihren steilen Ufern. Der Erhalt und die Verbesserung dieser naturnahen Abschnitte ist eine große Chance für Tiere und Pflanzen an der Lafnitz.

Ein farbenfroher Bewohner
An den Mäandern der Lafnitz erfreut sich insbesondere der Eisvogel, der hier einen optimalen Lebensraum vorfindet. Das Totholz in und um die Lafnitz verwendet er als Ansitz für einen erfolgreichen Beutefang. Am liebsten ernährt er sich von Jungfischen und kleinen Amphibien, die jedoch ein intaktes Ökosystem voraussetzen. Auch für ihn sind somit ausgewogene Lebensraum-Verhältnisse an der Lafnitz essentiell.
Abschnitt Rudersdorf bis Staatsgrenze
Defizite
Stark veränderter Flusslauf
Unter natürlichen Bedingungen hätte die Lafnitz in diesem Abschnitt einen gewundenen Verlauf. Den früheren Verlauf kann man beispielsweise auf der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme (ca. von 1870) erkennen. Durch Begradigungen ist der geschwungene Flusslauf in diesem Bereich jedoch gänzlich verschwunden. Dadurch sind auch ökologisch wichtige Schlüsselhabitate verloren gegangen. Der Verlust dieser Lebensräume ist auch einer der Hauptgründe für den starken Rückgang der Fischbestände.
Anzeichen des Klimawandels
Wie viele andere Flüsse in Österreich ist auch die Lafnitz von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Die Auswertungen der Pegeldaten zeigen vor allem eine Abnahme der Abflüsse in Phasen mit geringen Niederschlägen. Gleichzeitig ist die Lufttemperatur in den letzten Jahrzehnten gestiegen. An der Messstation Fürstenfeld stieg die monatliche Durchschnittstemperatur zwischen 1981 und 2019 beispielsweise um 1,2°C (von 8,8 °C auf 10,0 °C). Der Anstieg der Lufttemperatur in Kombination mit niedrigen Pegelständen führt zu einer Zunahme der Wassertemperatur. Besonders stark sind die Auswirkungen in Bereichen, in denen der Abfluss aufgrund von Kraftwerksnutzungen ohnehin schon auf ein Mindestmaß reduziert ist. In Zukunft sind daher Maßnahmen nötig, die beispielsweise Wasser in der Landschaft halten oder durch Beschattung einen weiteren Anstieg der Wassertemperatur verhindern.
Chancen
Raum für die Lafnitz
Eine Chance für die ökologische Wiederbelebung der Lafnitz in diesem Bereich ist es, dem Fluss wieder mehr Raum zu geben. Schon lokale Aufweitungen des Flusslaufs können dabei große Wirkung zeigen und für die Entstehung neuer Schlüsselhabitate sorgen. Für die Lafnitz wurde dazu ein Entwicklungskorridor ausgewiesen, der auch in den Maßnahmenkarten dargestellt ist. In diesem Bereich soll die Lafnitz wieder Raum für die eigendynamische Entwicklung erhalten.
Maßnahmen
Das Maßnahmenkonzept für die Lafnitz baut auf den beschriebenen Defiziten und Chancen auf und wurde vom gesamten Bearbeitungsteam interdisziplinär erarbeitet. Dabei wurden aus einer bundesweit einheitlichen Maßnahmenliste entsprechende Maßnahmentypen ausgewählt und verortet. Die einzelnen Maßnahmen bzw. Maßnahmenbündel sind in einem eigenständigen Bericht in Form von Steckbriefen beschrieben und in Maßnahmenkarten dargestellt. Jede Maßnahme bzw. jedes Maßnahmenbündel wurde aus fachlicher Sicht hinsichtlich der Relevanz für die Zielerreichung beurteilt und mit einer entsprechenden Priorität versehen. Abschluss des Erstellungsprozesses stellte eine Veranstaltung zur Beteiligung der Öffentlichkeit dar, bei der Rückmeldungen zum Maßnahmenkonzept gesammelt und für die weitere Planung berücksichtigt wurden.
Überblick Maßnahmen Lafnitz

Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässermorphologie
Zur Gewinnung von Flächen für Siedlungen und Landwirtschaft wurden viele unserer Flüsse begradigt und reguliert. Die typische Flussmorphologie ist dadurch stark eingeschränkt. Infolgedessen fehlen häufig wichtige Lebensräume im Wasser und an Land. Ein Beispiel sind Schotterbänke und -inseln. Diese Lebensräume sind ganz entscheidend für Substratlaicher, also Fische, die beim Laichen auf Substrat angewiesen sind, oder auch Vögel, die an diesen Orten brüten. Für die Lafnitz wurden 48 Maßnahmen definiert, die sich auf die Verbesserung der Gewässermorphologie fokussieren, aber teilweise auch zum Hochwasserschutz beitragen.

Maßnahmen zur Reduktion des Hochwasserrisikos
Maßnahmen zur Reduktion und zur Vermeidung von Hochwasserrisiken können sehr unterschiedlich sein. Am effektivsten sind Maßnahmenkombinationen aus baulichen und nicht-baulichen Maßnahmen. Im GE-RM für die Lafnitz wurden 15 Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser definiert. Diese reichen von der Erhaltung bestehender Retentionsräume über die Sanierung bestehender Anlagen bis hin zum Objektschutz. Im Planungsprozess wurden diese Maßnahmen mit gewässerökologischen Zielsetzungen abgestimmt, um Synergien zu nutzen.

Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit
Fische wandern von Natur aus. Das ermöglicht es ihnen, verschiedene Lebensräume zu nutzen. Für die Fortpflanzung sind beispielsweise andere Orte von Bedeutung als für Aufwuchs oder Ernährung. Deswegen wandern Fische innerhalb der Flusssysteme, um die optimalen Bedingungen für die jeweiligen Bedürfnisse zu finden. Heute beeinträchtigen zahlreiche künstliche Hindernisse dies. Um Fischen und anderen Organismen wieder eine möglichst ungehinderte Wanderung zu ermöglichen, wurden für die Lafnitz 41 Maßnahmen definiert, die vor allem die Wiederanbindung von Zubringer-Mündungen vorsehen.

Maßnahmen zur Reduktion der Auswirkungen des Kraftwerksbetriebs
Die Wasserkraft stellt eine der entscheidenden Säulen der österreichischen Energiegewinnung dar. Doch Wasserkraftwerke können erhebliche Umweltauswirkungen haben. Daher ist bei der Planung, beim Betrieb und bei der Modernisierung von Kraftwerken die Bewertung der ökologischen Folgen unabdingbar. Im GE-RM für die Lafnitz wurden 11 Maßnahmen definiert, um negative Umweltauswirkungen zu minimieren. Im Fokus stehen dabei Maßnahmen, die die Auswirkungen des Schwallbetriebs reduzieren und die Restwasserabgabe erhöhen.
Beispiel Maßnahmenkonzept
Die abgebildete Karte gibt einen Einblick in das Maßnahmenkonzept für die Lafnitz. Die Karte zeigt die Gemeinden Rudersdorf und Fürstenfeld mit einer Kombination aus unterschiedlichen Maßnahmen. Durch gezielte Maßnahmen zum Wasserrückhalt bei Hochwasser soll der Hochwasserschutz in Rudersdorf verbessert werden. Gleichzeitig sollen entsprechende Maßnahmen die Dynamik der Lafnitz in diesem Bereich verbessern. Eine der abgebildeten Maßnahmen im Bereich der Alten Lafnitz in Rudersdorf wird im Rahmen von LIFE IP IRIS auch als Pilotmaßnahme umgesetzt.
Alle Maßnahmensteckbriefe und Karten zu den Maßnahmenschwerpunkten aus dem GE-RM Lafnitz sind in umfassenden Dokumenten dargestellt.
Fotonachweise:
Aufnahmen der Lafnitz und umgesetzter Maßnahmen: EZB Fluss & Werner Consult