GE-RM Pielach
Die Pielach: Sicher und lebenswert
Das im GE-RM untersuchte Projektgebiet umfasst die Pielach zwischen der Mündung in die Donau bei Melk und der Mündung des Nattersbaches in die Pielach östlich von Frankenfels – das entspricht einer Fließstrecke von fast 60 Kilometern.
Die Pielach entspringt im nördlichen Alpenvorland bei Annaberg auf einer Seehöhe von rund 800 Metern. Insbesondere der Unterlauf ist aufgrund seiner Naturnähe ein wertvoller Lebensraum und als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen.
GE-RM
Pielach
Die Pielach: Sicher und lebenswert!
Das im GE-RM untersuchte Projektgebiet umfasst die Pielach zwischen der Mündung in die Donau bei Melk und der Mündung des Nattersbaches in die Pielach östlich von Frankenfels – das entspricht einer Fließstrecke von fast 60 Kilometern.
Die Pielach entspringt im nördlichen Alpenvorland bei Annaberg auf einer Seehöhe von rund 800 Metern. Insbesondere der Unterlauf ist aufgrund seiner Naturnähe ein wertvoller Lebensraum und als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen.
Überblick Hochwasserrisiko und gewässerökologischer Zustand
Im Anschluss an die Vorstudie werden die Bestandsaufnahmen dazu genutzt, Wissenslücken, die bezüglich Hochwasserrisiko und Gewässerökologie bestehen, zu schließen. Das Ziel ist es, sektorale Defizite zu identifizieren, um darauf aufbauend – nach einem Abgleich mit den bestehenden Zielsetzungen – ein Maßnahmenkonzept zu erstellen. Die Grafik liefert eine Zusammenfassung der Defizite an der Pielach. Schon die überblicksmäßige Darstellung zeigt, wie unterschiedlich die Ausgangslage an den verschiedenen Abschnitten der Pielach ist.

Detaillierte Berichte zum GE-RM Pielach
Alle Details zu den Bestandsaufnahmen, den bestehenden Defiziten sowie die Ergebnisse der Zieldefinitionen und der Definition des Handlungsbedarfs kann in den detaillierten Berichten nachgelesen werden:
Abschnitt Donau bis Neuhofen
Defizite
Hochwasserrisiken
Die Pielach ist in dieser Strecke abschnittsweise reguliert. Dazwischen gibt es weitgehend unregulierte Abschnitte (Neubach), wo nur lokaler Uferschutz bzw. lokaler Schutz für Infrastrukturen besteht. In Summe sind in diesem Abschnitt fast 300 Gebäude bei einem 100-jährlichen Hochwasser potenziell betroffen.
Gewässerzustand
Defizite in Hinblick auf Gewässerstrukturen liegen in den Bereichen Spielberg, im Bereich Albrechtsberg und flussauf und flussab des Neuhofener Wehres vor. Neben der morphologischen Belastung belasten die durch Kraftwerksanlagen hervorgerufenen Restwasser und Staustrecken die Gewässer maßgeblich. Auch einige Querelemente in diesem Bereich sind nur eingeschränkt passierbar.

Chancen

Bewusstsein in der Bevölkerung
Durch die in diesem Abschnitt teilweise noch erhaltene, naturnahe Flusslandschaft werden viele Stellen als Badeplätze genutzt. So kann der Bevölkerung vermittelt werden, wie attraktiv naturnahe Flüsse sein können und welchen Mehrwert Flussrenaturierungen für Erholungsräume mit sich bringen können.
Lebensraum Huchen
Von besonderer naturschutzfachlicher Relevanz ist der ehemals sehr gute Bestand des Huchens. Dem unteren Abschnitt der Pielach kommt über die Vernetzung mit der Donau und den anderen Donauzubringern des FFH-Gebiets Niederösterreichische Alpenvorlandflüsse besondere Bedeutung zu. Auch wenn Sohlschwellen den Lebensraum des Huchens einschränken, findet er in der Pielach Lebensräume. Aufgrund seiner Population in der Donau und deren Zubringern bezeichnet man den Huchen auch als Donaulachs.

Abschnitt Neuhofen bis Völlerndorf
Defizite
Hochwasserrisiken
In diesem Abschnitt kommt es teilweise schon bei häufigeren Hochwasserereignissen (HQ30) zu signifikanten Betroffenheiten. Insbesondere betroffen ist die Gemeinde Markersdorf-Haindorf.
Gewässerentwicklung
Handlungsbedarf aus Sicht der Gewässerentwicklung besteht in diesem Abschnitt bei Haunoldstein, im Bereich flussauf der Wehranlage Eibelsau, im Bereich flussauf der Wehranlage Mühlau, im Bereich flussauf der Kremnitzbachmündung bis zur Wehranlage Salau und im Bereich flussauf der Wehranlage Salau.
Die untere Abbildung zeigt die sogenannte Administrativkarte von Niederösterreich, die zwischen 1867 und 1882 erstellt wurde. Auch wenn schon zu dieser Zeit Eingriffe in den Gewässerverlauf stattgefunden haben, haben die erst später stattgefundenen Regulierungen die Pielach massiv verändert.


Chancen

Europaschutzgebiet
Die Pielach ist im gesamten Abschnitt Teil des Europaschutzgebietes Pielachtal. Das Naturschutzgebiet Pielach-Mühlau mit einer Fläche von ca. 36 ha ist das größte noch erhaltene Augebiet an der Pielach. Es liegt zwischen Prinzersdorf und Wimpassing. Über 60 Brutvogelarten kommen hier vor, von denen man mehr 10 auf der Roten Liste findet – wie etwa die abgebildete Uferschwalbe.
Abschnitt Ebersdorf bis Weinburger Wehr
Defizite
Gewässerentwicklung
Im Vergleich zu den unteren Abschnitten ist der Abschnitt Ebersdorf bis Weinburger Wehr hinsichtlich der Morphologie aufgrund der stärkeren Regulierungen (siehe Foto) größtenteils nur als mäßig einzustufen. Insbesondere gilt dies für die Bereiche Obergrafendorf und Klangen. Hinsichtlich der Durchgängigkeit können in diesem Leitbildabschnitt sieben Sohlschwellen (auf dem Foto sieht man die Sohlrampe flussauf von Rennersdorf) identifiziert werden, die eine eingeschränkte Passierbarkeit aufweisen. Neben der morphologischen Belastung kann als maßgebende Belastung für die Gewässerökologie, die durch Kraftwerksanlagen verursachte Restwassersituation (Restwasserstrecken 90.9% Anteil am Leitbildabschnitt) identifiziert werden.
Hochwasserrisiko
Die Gemeinde Weinburg ist aufgrund der vergleichsweise hohen Betroffenheit als Risikogebiet ausgewiesen, auch aufgrund jener Gefährdungen, die sich in diesem Bereich aufgrund der Pielach-Zubringer ergeben.
Chancen
Sanfter Tourismus
Der Pielachtalradweg, der bei Obergrafendorf in unmittelbarer Nähe der Pielach entlangführt, oder der Wanderweg Natura Trail Pielach haben einen hohen, auch überregionalen Wert und eröffnen Chancen für einen sanften Tourismus.


Abschnitt Weinburger Wehr bis Dobersnigg


Defizite
Hochwasserrisiko
Im oberen Abschnitt bestehen Hochwasserrisiken in unterschiedlichen Bereichen. Insbesondere in Rabenstein ist schon ab einem HQ30 mit Überflutungen zu rechnen. Auch in Kirchberg an der Pielach sind – obwohl zum Schutz des Ortskernes kürzlich ein Hochwasserschutzprojekt umgesetzt wurde – Ortsteile betroffen.
Gewässerentwicklung
Die Flussmorphologie ist zum Großteil als mäßig einzustufen (siehe oberes Bild für den Bereich flussauf von Mainburg). Vereinzelt können Bereiche mit einer guten Morphologie identifiziert werden. Wesentliche Defizite in morphologischer Hinsicht liegen im Bereich der Wehranlage Weinburg (siehe unteres Bild), in Hofstetten, Mainburg und Rabenstein, flussab und flussauf der Ortschaft Kirchberg.
Chancen
Gewässerlehrpfad
Ein Gewässerlehrpfad in Rabenstein zw. Wehranlage und „Perger-Brücke“ mit Infotafeln zu Maßnahmen an der Pielach ist in Planung. Dieser kann für entsprechende Informationseinrichtungen (z.B. Infotafeln) genutzt werden und bietet Möglichkeiten für Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung für lebendige und sichere Flüsse.
Maßnahmenkonzept Pielach
Das Maßnahmenkonzept baut auf den beschriebenen Defiziten und Chancen auf und wurde interdisziplinär erarbeitet. Dabei wurden aus einer bundesweit einheitlichen Maßnahmenliste entsprechende Maßnahmentypen ausgewählt und verortet. Die einzelnen Maßnahmen bzw. Maßnahmenbündel sind in einem eigenständigen Bericht in Form von Steckbriefen beschrieben und in Maßnahmenkarten verortet.
Jede Maßnahme bzw. jedes Maßnahmenbündel wurde aus fachlicher Sicht hinsichtlich der Relevanz für die Zielerreichung beurteilt und mit einer entsprechenden Priorität versehen. Abschluss des Erstellungsprozesses stellte eine Veranstaltung zur Beteiligung der Öffentlichkeit dar, bei der Rückmeldungen zum Maßnahmenkonzept gesammelt und berücksichtigt wurden.

Überblick Maßnahmen Pielach

Maßnahmen zur Reduktion des Hochwasserrisikos
Maßnahmen zur Reduktion und zur Vermeidung von Hochwasserrisiken können sehr unterschiedlich sein. Am effektivsten sind Maßnahmenkombinationen aus baulichen und nicht-baulichen Maßnahmen. Im GE-RM Pielach wurden zahlreiche Maßnahmenvorschläge zum Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser definiert. Diese reichen von der Erhaltung bestehender Retentionsräume über die Sanierung bestehender Anlagen bis hin zum Objektschutz. Im Planungsprozess wurden diese Maßnahmen mit gewässerökologischen Zielsetzungen abgestimmt, um Synergien zu nutzen.

Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit
Fische wandern von Natur aus. Das ermöglicht es ihnen, verschiedene Lebensräume zu nutzen. Für die Fortpflanzung sind beispielsweise andere Faktoren von Bedeutung als für Aufwuchs oder Ernährung. Deswegen wandern Fische innerhalb der Flusssysteme, um die optimalen Bedingungen für die jeweiligen Bedürfnisse zu finden. Heute beeinträchtigen zahlreiche künstliche Hindernisse dies. Um den Fischen und Organismen wieder einen freien Weg flussaufwärts zu ermöglichen, wurden an der Pielach verschiedene Maßnahmenvorschläge definiert.

Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässermorphologie
Zur Gewinnung von Flächen, die für Siedlungen und Landwirtschaft genutzt werden können, wurden viele unserer Flüsse begradigt und reguliert. Dadurch ist die flusstypische Morphologie des Flusses eingeschränkt. In der Regel fehlen dadurch aber wichtige Lebensräume im Wasser und an Land. Beispielweise sind Schotterbänke und -inseln ganz entscheidend für sogenannte Substratlaicher (also Fische, die beim Laichen auf Substrat angewiesen sind) oder auch Vögel, die an diesen Orten brüten. Eine Vielzahl der definierten Maßnahmenvorschläge fokussieren auf die Verbesserung der Gewässermorphologie. Gleichzeitig unterstützen diese Maßnahmen auch teilweise die Ziele des Hochwasserrisikomanagements.

Maßnahmen zur Verbesserung des Feststoffhaushaltes
Ein funktionierender Feststoffhaushalt ist sowohl aus Sicht des Hochwasserrisikomanagements als auch aus Sicht der Gewässerökologie von entscheidender Bedeutung. Entstehen beispielsweise an Engstellen in Siedlungsräumen Ansammlungen von Geschiebe, kann es dort zum Wasseraustritt kommen. Wird jedoch beispielsweise durch Baggerungen in dieses System eingegriffen, werden das sensible Ökosystem und die Wasserlebewesen gestört. Aus diesem Grund wurden im GE-RM Pielach Maßnahmen zur Herstellung eines ausgeglichenen Geschiebehaushalts definiert.
Beispiel Maßnahmenkonzept: Albrechtsberg an der Pielach und Loosdorf

Die Abbildung zeigt beispielhaft einen Ausschnitt des Maßnahmenkonzeptes aus dem GE-RM Pielach für den Bereich Albrechtsberg an der Pielach und Loosdorf.
Das Maßnahmenkonzept sieht dabei unterschiedliche Maßnahmen zur Reduktion des Hochwasserrisikos sowie gewässerökologische Verbesserungen vor. Im Fokus stehen dabei der Hochwasserschutz und die Gewässerentwicklung im Bereich Loosdorf-Albrechtsberg mit einem breiten Maßnahmenbündel.
Zusätzlich umfasst das Konzept für diesen Bereich
- die Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Mündung des Mauerbaches zur Reduktion von Wanderhindernissen,
- den Hochwasserschutz für die Stöbermühle und das Schloss Sitzenthal, der mit lokalen Objektschutzmaßnahmen erreicht werden kann,
- sowie die Verbesserung der Durchgängigkeit am Neuhofner Wehr.
Maßnahmenkonzept des GE-RMs Pielach
Alle Details zu den Maßnahmen im Maßnahmenkonzept des GE-RMs Pielach sind in einem umfassenden Bericht dargestellt, der zum Download zur Verfügung steht:
Fotonachweise:
Headerbild: EZB
Maßnahmen: Froschauer
Huchen und Uferschwalben: Adobe Stock
Weinburger & Haunoldsteiner Wehr, Pielach flussauf Mainburg & Sohlrampe Rennersdorf: Johann Nesweda
Bewusstsein Bevölkerung & Abschnitt Weinburger Wehr:
Mostviertel Tourismus, weinfranz.at